André Dinter im Interview

André Dinter und sein größter Kritiker Herr K. nun exklusiv im Gespräch. Und so ein kleiner Kritiker der hält auf Trapp und lässt nie locker. Scharf nachgefragt und vollständig recherchiert fühlt Herr K. Herrn D. einmal schonungslos auf den Zahn.

mit seinem größten Kritiker - teil 6 - Die Jahre dazwischen

Herr K.: „Herr Dinter,  Sie sehen so nachdenklich aus. Irgendetwas Neues?“

Herr D.: „Was heißt neu. Ich hatte am Wochenende 20 jähriges Abi-Nachtreffen. Das macht schon nachdenklich …“

Herr K.: „So ein Zufall, Sie auch? Und mich haben Sie einfach zuhause gelassen …“

Herr D.: „Was sollte ich denn da mit Ihnen?“

Herr K.: „Möchten Sie dann vielleicht berichten?“

Herr D.: „Ich fand es sehr spannend. Kurz vorher dachte ich schon, es wird unangenehm, wenn man niemanden mehr erkennt. Aber die Erinnerung kam doch recht schnell wieder.“

Herr K.: „War das ihr erstes Treffen?“

Herr D.: „Das war das zweite. Vor zehn Jahren war schon mal eines.“

Herr K.: „Und da kamen wieviele?“

Herr D.: „Vor zehn Jahren vielleicht 80 von 100. Diesmal vielleicht 40. Immerhin.“

Herr K.: „Was war daran so spannend?“

Herr D.:  „So viele Lebenswege. So lange Zeit. Das war ein kurzer Moment des Innehaltens. Und des sich Umschauens“

Herr K.:
„Wie bei Ihren Gedichten da – EQUINOCTIUM und DER  WETTLAUF? “

Herr D.: „Vielleicht ein wenig. Einfach mal zu schauen, wie ist es den anderen ergangen. Das war dann schon noch mal anders. Einfach  der verrückte Umstand, dass mal eben – schnipp – 20 Jahre um sind. Das macht schon nachdenklich.

Herr K.: „Also mehr vergleichbar wie bei WEICHEN?“

Herr D.: „In etwa. Wobei ich es gar nicht mal als so traurig empfunden habe. Einfach inspirierend und angenehm. Vielleicht  war ich ein wenig fassungslos, wie schnell das geht.“

Herr K.: „Und haben Sie sich alle sehr verändert.“

Herr D.: „Einige mehr, andere weniger. Wobei jetzt noch niemand ne Glatze hatte. Na gut, vielleicht sind die nicht gekommen. Aber das ist ja auch nur äußerlich. Ich mein soviel Zeit war dann nicht, um innerliche Entwicklungen zu Ergründen. Höchstens punktuell.  Und wahrscheinlich legt sich dann auch wieder etwas das Bild von vor zwanzig Jahren darüber und nach einer Weile sahen viele fast aus wie früher“

Herr K.: „Sie hat man auch erkannt?“

Herr D.: „Da gab es eine Fotowand vom Treffen vor 10 Jahren. Alle meinten da hätte sich bei mir nicht soviel getan.“

Herr K.: „Oh jeeh ... wieder FOREVER YOUNG oder wie?“ 

Herr D.: „Sie spotten. Aber ich fände es schon ein wenig unheimlich, wenn das beim 50jährigen immer noch so ist.“

Herr K.: „Sie haben ja Probleme. Aber da würde ich mir echt keine Sorgen machen, das kommt schon noch früh genug.“

Herr D.: „Wahrscheinlich.“

Herr K.: „Sie haben nebenan wieder etwas umgestellt. Wozu das denn?"

Herr D.: „Da hatte ich ja überhaupt keine Wahl. Das Archiv wird immer größer, so dass die Seite auch immer länger wird. Und so viel Zeit muss ich dann auch nicht mit Ihnen verbringen.“

Herr K.: „Ah ja. Und deshalb jetzt zweispaltig. Verstehe.“

Herr D.: „Prima.“

Herr K.: „Ihre  Texte sind  von Ihren jeweiligen Lebensumständen geprägt, die sich wie eine Agenda durch Ihr Lebenswerk zieht. Jugend, Uni, Arbeit … ist das für Sie auch eine Rückschau?“

Herr D.: „Beim ersten Aufschreiben sind es meistens Seitenblicke. Blicke von außen auf sich selbst. So wie ja auch bei uns beiden. Wenn ich ältere Texte heute überarbeite ist es natürlich auch eine Rückschau“

Herr K.: „Wenn Sie alte Texte überarbeiten, löschen Sie dann nicht auch ein Stück ihrer Vergangenheit.“

Herr D.: „Impoesie will nicht an Altem kleben. Improesie will eine kontinuierliche Entwicklung. Mancher Text übersteht die Zeit. Andere bekomme ich einfach nicht fertig und „stolpere“ von Version zu Version.“

Herr K.: „Wie bei SISYPHUS? Da ist der Name dann Programm, ja?“

Herr D.: „Der Text ist eigentlich fast wie unser Klassentreffen. Die zwei Zeitebenen. Die Jahre dazwischen. Gleichzeitig wird aber noch ein weiteres Thema aufgemacht im wissenschaftlichen Sinne. Das Phänomen der Ausdehnung aller Lebensparameter ins Unendliche. Größer, schneller, besser. Dadurch wird es ja gerade erst zu einer Beschleunigungsfahrt. Ich war wohl schon sehr früh ein Freund der Entschleunigung.

Herr K.: „Und warum bekommen Sie den Text nie zu Ende?“

Herr D.:  Durch die Fülle der Themen ist der Text zu  lang und viel zu unhandlich für einen dramaturgisch runden Vortrag. Und mit dem Schluss war ich noch nie richtig glücklich. Und den habe ich oft verändert. Also echt SISYPHUS.

Herr K.: „Und so kommen Sie dann mit SISYPHUSKULIBLUES und DER ABSCHIED eigentlich genau zu der Zeit, die so schnell dahinfliegt. Zu den JAHREN DAZWISCHEN?“

Herr D: „Wenn Sie so wollen.“

Herr K: „Und sind Sie auch in Ihrer Abiturzeit zu etwas inspiriert worden?

Herr D.: „Der M. erinnerte mich auf dem Abitreffen an eine Begebenheit beim J. W., der wo im Hause seiner Eltern eine Feier veranstaltete. Da ging es zwar gar nicht mehr um STURMFREI. Aber irgendwie sind es manchmal ganz alte Erinnerungen, die sich in einen anderen Kontext einbetten lassen. 

Herr K.: „Haben Sie dazu etwas geschrieben? “

Herr D.: „Nein. Ich fühlte mich da nur an etwas erinnert, was ich ja schon geschrieben hatte. Als Auftragsarbeit für ein Magazin zum Thema STURMFREI

Herr K.: „Auftragsarbeit?“

Herr D.:
„Das war für ein Abschlussprojekt im Rahmen eines Grafik-Design-Studiums. Da habe ich zwei Texte zum Thema beigesteuert. STURMFREI und DSCHUNGELGEWITTER

Herr K.: „“So aus Nettigkeit?“

Herr D.: „Einmal war es Family-Business und dann ist es echt schick geworden.“

Herr K: „Dann sind Sie also ein richtiger Förderer der Jugend gewesen, wie?“

Herr D.: „Ich fand es einfach schick. Also eher fühlte ich mich geschmeichelt, meiner „Geltungssucht“ Ausdruck verleihen zu können.“

Herr K.: “Ah, wieder gnadenlos ehrlich, wie? Und das mit der UNHEIMLICHEN BEGEGNUNG? Ist das nicht bald schon mit dem pädagogischen Zeigefinger. Ein Lehrgedicht für die Jugend – ein postmoderner „Struwelpeter“?“

Herr D.: “Was Sie mir alles unterstellen. Ich habe da lediglich ein Thema in einem Gedicht verarbeitet. Ein Thema dem ich Ausdruck verleihen wollte, weil es mich oft schon gestört hatte. Das war zu der Zeit,  als ich noch oft an Slams teilnahm. Brauchte also ein Thema, einen Missstand und ne Pointe. Hab das dann zumeist ironisch-pädagogisch angekündigt.“

Herr K.: „Wäre ja auch ein bisschen fragwürdig. Sie als alter Zocker und TV-Junkie.“

Herr D: „Wie bitte? Halloho … ich … ich bin da völlig entwöhnt.“

Herr K.: „Wollen Sie es etwas abstreiten?“

Herr D.: „Nein. Ich weiß, wir sind hier zur Wahrheit verpflichtet. Aber ich kann doch etwas als falsch erkennen, was mich gestern vielleicht gar nicht so gestört hat. Dieser Umstand selbst fordert doch schon einen selbstironischen Blick von außen. Und so habe ich dann auch schon öfter gehört, ich würde keine klaren Positionen vertreten.“

Herr K.: „Sie ändern die aber öfter, oder?“

Herr D: „Ja. Aber das ist doch ganz normal. Das ist ja genau was „Jede Ansicht ist eine Frage der Perspektive“ meint.

Herr K.: „Ach wieder Impromotion, ja?“

Herr D: „Ja. Und so ist es. Wir ändern unsere Perspektive ein ganzes Leben lang. Und genau in diesem Kontext war das Abi-Treffen auch ein echt spannender Perspektivenwechsel.“

Herr K.: „Verstehe Sie plädieren für zeitlebens im Prozess und veränderbar zu bleiben.“

Herr D.: "Sie haben es erfasst."

Herr K.: Dann danke ich Ihnen für dieses Interview.“

Herr D.: „Ich habe zu danken."

b
ad
andré dinter
autortorte

Interview 1 - vom Anfang

Interview 2 - persönlich

Interview 3 - Alltagsvorgaben

Interview 4 - Mitten im Leben

Interview 5 - Wat nu?

Interview 6 - Die Jahre dazwisch.

Interview 7 - Der Heimchenflüst.

Interview 8 - 100er + Tatort Fus…

Interview 9 - Sept. im Oktober

Interview 10 - Der wahre Oktober

Interview 11 - Matching Pages

Interview 12 - Vom Ende

Kostproben

Lese- oder Hörprobe gefällig? Dann hier unten mal stöbern:

Stand 30.12.2009



1 a. Vom Anfang (als mp3)
1 b. Vom Anfang (als pdf)

Stand 19.01.2010

 
 

2 a. Die Bommelmütze (als mp3)
2 b. Die Bommelmütze (als pdf)

bommel

Stand 01.03.2010



3 a. Die Tür (als mp3)
3 b. Die Tür (als pdf)

Wissenschaft

hier geht es ans Eingemachte

Stand 05.07.2010


 
acheta d.

2 a. Die Acheta domesticus (als mp3)
Gesang zweier Männchen in unterschiedlichem Dominazstatus für einen Wahlversuch durch Weibchen.

Diplomarbeit

(alle als pdf)

2 b. Einleitung

2 c. Material und Methoden,

2 d. Ergebnisse,

2 e. noch mehr Ergebnisse

2 f. noch viel mehr Ergebnisse

2 g. Diskussion

2 h. Zusammenfassung

Poetische Einsichten

die tieferen Einsichten des André Dinters ins Leben und überhaupt:

HUNDERTER

2004 entstanden und gerade frisch überarbeitet und neu eingesprochen:

Stand 01.03.2010

4 a. Der Wettlauf (als mp3)
4 b. Der Wettlauf (als pdf)

andré_dinter

Stand 01.04.2010



6 a. Stuehle (als mp3)
6 b. Stuehle (als pdf)

Stand 15.08.2010



105 a. Der Tunnel (als mp3)
105 b. Der Tunnel (als pdf)

handuhr

Stand 02.10.2010



104 a. Die Entdeckung(als mp3)
104 b. Die Entdeckung (als pdf)

Stand 07.05.2010



7 a. Gewitter (als mp3)
7 b. Dschungelgewitter (als pdf)

Stand 22.10.2010



103 a. Der Blasebalg (als mp3)
103 b. Der Blasebalg (als pdf)

Stand 07.05.2010



8 a. Basteln (als mp3)
8 b. Basteln (als pdf)

Stand 22.10.2010



102 a. Der Trockner (als mp3)
102 b. Der Trockner (als pdf)

Stand 02.06.2010



9 a. Unheimliche Begegnung (als mp3)
9 b. Unheimliche Begegnung (als pdf)

Stand 22.10.2010



101 a. Die Fliege (als mp3)
101 b. Die Fliege (als pdf)

andre

Stand 01.04.2010



5 a. Die Unberührte (als mp3)
5 b. Die Unberührte (als pdf)

 

Stand 02.10.2010



10 a. Aua (als mp3)
10 b. Aua (als pdf)

Stand 11.09.2010 (geplant)



9/11 a. Ebstein-Slam (als mp3)
9/11. Ebstein-Slam (als pdf)

Poetische Einsichten

die tieferen Einsichten des André Dinters ins Leben und überhaupt:

tatort Jazz

André dinter bei Tatort Jazz

Stand 29.11.2010



201 a. Ertappt (als mp3)
201 b. Ertappt (als pdf)

Stand 29.11.2010



202 a. de bello fortunae (als mp3)
202 b. de bello fortunae (als pdf)

Stand 28.12.2010



204 a. Missverständnis (als mp3)
204 b. Missverständnis (als pdf)

Stand 28.12.2010



203 a. Der Eintopf (als mp3)
203 b. Der Eintopf (als pdf)

Stand 28.12.2010



205 a. Trauerfee (als mp3)
205 b. Trauerfee (als pdf)

Stand 28.12.2010



206 a. Letztlich immer (als mp3)
206 b. Letztlich immer (als pdf)

Stand 28.12.2010



207 a. Vom Ende (als mp3)
207 b. Vom Ende (als pdf)

Foto von André dinter bei Tatort Jazz