André Dinter im Interview

André Dinter und sein größter Kritiker Herr K. ein letztes Mal exklusiv im Gespräch. Sein kleiner Kritiker hielt ihn ein Jahr auf Trapp und ließ nie locker. Scharf nachgefragt und vollständig recherchiert fühlte Herr K. Herrn D. schonungslos auf den Zahn. Im September kam dann plötzlich noch wer dazu. Herr P., Herr D.s rigoroser Promoter. Ob das gut gehen würde, das war die große Frage? Und heute heißt es "Abschied ist ein scharfes Schwert". Und plötzlich war doch nicht alles so schlimm ('Die Fließbandfrau'):

im Kreise seiner größten Kritiker - teil 12 - vom ende im dezember

Herr K.: „Herr Dinter,  heute geht es also um das Ende? Hören Sie nun endlich mit dem Schreiben auf, oder wie darf ich das verstehen?“

Herr D.: „Ich habe eigentlich keinen anderen Einstieg von Ihnen erwartet. Das Jahr geht zu Ende und damit diese Interviewserie mit Ihnen. Schreiben werde ich wahrscheinlich weiter, aber wer will das schon genau wissen?“

Herr P.: „Na aber, natürlich schreiben Sie weiter. Das kann doch keine Frage sein.“

Herr K.: „Gut gut. Dann schreiben Sie weiter. Und um was für Texte handelt es sich diesen Monat zum ‚Abschied’ wenn ich fragen darf?“

Herr D.: „Also ursprünglich wollte ich im Dezember einfach noch Texte zugänglich machen, die noch nicht hier vorkamen.  Z.B: ‚Weniger’, eine Geschichte, die ich früher gerne zum Ende von Lesungen gebracht habe, da ich bei solchen oft auch berücksichtigte in welcher Lebensphase die Protagonisten sich befanden.

Herr K.:
„Und ‚Weniger’, da geht es ja um ein älteres Ehepaar, oder?“

Herr D.: „Genau. Also so eine Gliederung zum Anfang die Schöpfung (‚Vom Anfang’) dann die Jugend (‚Bommelmütze’) und dann über die Mitte (‚Kuliblues’ oder ‚Der Abschied’) bis zum Ende (‚Weniger’ oder auch ‚Der Automat’).

Herr P.: „Wow, also quasi die thematische Klammer für Ihr Gesamtwerk.“

Herr D.: „Ja, vielleicht. Aber davon bin ich in den letzten Jahren eigentlich abgekommen.“

Herr K.: „Warum das?. “

Herr D.:  „Ich habe eben gemerkt, dass sich die Texte alle auch ganz gut in andere Kontexte setzen lassen. Und gerade für Lesungen mit Thema XY ist es eigentlich selten wichtig, in welcher Lebensphase sich der Protagonist befindet. Und bei ‚Weniger’ geht es eigentlich auch mehr um Statusspiele und die finden in jeder Lebensphase statt.“

Herr K.: „Aha. Und warum haben Sie mit ‚Weniger’ dann bis Dezember gewartet? Gefällt Ihnen die Geschichte nicht mehr?“

Herr D.: „Hm. Es ist eine Geschichte an der ich oft schon was verändert habe, die für mich immer noch nicht ganz fertig ist und bei der es meiner Meinung auch noch Unstimmigkeiten gibt.“

Herr K.: „Und welche sind das?“

Herr D.: „Einmal glaube ich, dass die Geschichte nicht gut gelogen ist. Mit den Wasserrohren und den Stadtwerken, na ja,  das müsste noch was glaubwürdiger werden. Und dann der Schluss oder besser gesagt der Epilog …."

Herr K.: „Und was ist damit wieder?“

Herr D.: „Es braucht ihn nicht. Es ist wie ein Gag zuviel, nachdem die Szene schon hätte abgewinkt werden müssen. Aber dann kann ich mich auch nicht davon trennen. Weil Sie eben auch eine dunkle Seite des Protagonisten zeigt, der ja eigentlich ein zufriedener, in sich ruhender Mensch ist.“

Herr K.: „Stimmt. Es geht da nicht um einen Wendepunkt.“ 

Herr D.: „Ja. Eben. Von daher ist die Geschichte schon etwas anders. Der Zustand vorher und nachher ist nicht sehr verschieden. Ich glaube deshalb ist der Epilog doch ganz wichtig. Sonst wäre der Protagonist einfach zu gut.“

Herr P.: „Also ich mag die Geschichte.“

Herr D.: „Ja, ich ja auch. Aber bisher hat sie hier irgendwie nie reingepasst. Deshalb zum Ende des Jahres. Denn fehlen sollte sie nicht. Und sie ist auch mal ein tolles Beispiel, für Geschichten die eigentlich noch unfertig in der Schublade liegen. “

Herr K.: „Wie bei dem „Gedicht vom Schokokeks“, oder?

Herr D.: „So ähnlich.“

Herr K.: „Auf jeden Fall haben Sie zum Abschluss aber auch noch einige Gedichte aus Ihren ‚Poetischen Einsichten’ auch als Hörbeispiele eingestellt. Noch einmal zum Ende alles raus gehauen, oder wie?“

Herr D.: „Ach, was bedeutet schon das Alles (‚Alles Nichts’)? Das sind noch fünf Gedichte, die ich noch dabei haben wollte.“

Herr P.: „Und die zeigen ja auch noch mal wieder wie vielseitig Sie sind.“

Herr K.: „Na ja, ihr ‚Eintopf’, klar nennen wir es mal vielseitig. Aber Sie arbeiten da schon manchmal mit etwas aufgesetzt doppeldeutigen Wortklaubereien.“

Herr D.: „Das stimmt. Teilweise waren die für Slams vorgesehen, teilweise sind die auch noch nie Teil einer Lesung gewesen.“

Herr K.: „Weil die Pointe zu flach war?“

Herr D.: „Vielleicht das. Vielleicht hat es einfach nie gepasst, oder ich habe den Texten selbst nicht getraut. Wie auch dem ‚Missverständnis’. Ich habe alle noch einmal überarbeitet. Und es ist ja auch Geschmackssache. Man braucht in jedem Fall ein sehr aufmerksames, hellhöriges Publikum, damit diese Texte bei einer Lesung funktionieren. “

Herr P.: „Einige sind ja doch auch eher Einsichten ernsterer Natur. Also mir gefallen die.“

Herr K.: „Ok, aber das sind doch nicht wirklich neue Einsichten, oder? “

Herr D.: „Sagt ja auch keiner. Ich mein das häufigste Thema in Gedichten ist doch die Liebe zu irgendwem oder irgendetwas. Und das ist ja auch nicht neu. Für mich ist es ja auch spannend für ein Thema oder einen Gedanken eine eigene poetische Ausdrucksform zu finden. Und mir ist es, wie ich auch im November glaube ich schon gesagt hatte, sehr wichtig, dass die Längen der Verszeilen und der Takt  stimmig sind. Das war sehr spannend beim Überarbeiten. Wenn man da länger nicht draufgeschaut hat, finden sich auch neue Lösungen wie bei  ‚Trauerfee’ und ‚Letztlich immer’.“

Herr K.: „Und die sind jetzt fertig?“

Herr D.: „Das glaube ich nicht. Ich habe Ihnen  doch gesagt, dass es bei mir keine fertigen Texte gibt.“

Herr K.: „Was ja auch eine schöne Ausrede dafür ist, dass Sie nichts veröffentlicht bekommen, oder etwa nicht?“

Herr D.: „Wenn Sie das so sehen wollen, dann kann ich Sie nicht daran hindern. Aber schaffen Sie bei einem Abdruck mal ein Bewusstsein dafür, dass es vielleicht nur eine Zwischenprodukt ist. Es gibt ja sogar einige abgedruckte Texte von mir. Da habe ich mich auch schon geärgert. Von daher ist die Lösung hier ja auch gar keine schlechte, oder?“

Herr P.: „Ja, toll ist das. Aber warum hören Sie denn dann jetzt auf damit?“

Herr D.:  „Das hier war ein Projekt. Und es sollte ein Jahr gehen. Ich fand es total spannend mit Ihnen beiden eine Kommunikationsform zu finden, aber ich denke wir wiederholen uns sonst nur noch.“

Herr K.: „Tun wir doch ohnehin schon.“

Herr P: „Wie … nein, wieso das denn?“

Herr D: „Na, Sie loben mich die meiste Zeit und Herr K ist am Moppern. Und bislang fand ich es sehr fruchtbar, wenn auch etwas anstrengend. Aber man soll eben aufhören, wenn es am schönsten ist und da ist doch jetzt der perfekte Moment.“

Herr K.: „Aha … kommen Sie da jetzt auch schon drauf? Also mein perfekter Moment wäre im August gewesen, bevor der da dazu kam.“ 

Herr P: „Herr K, wissen Sie was? Ich dachte ja zwischenzeitlich, Sie mögen mich eigentlich. Und ich glaub, Sie wollen das nur nicht zugeben.“

Herr D.: „Ja, und ich sehe, dass ihr euch mittlerweile vertragt und sozusagen in meiner Mitte euren Frieden findet. Ein weiterer Grund an dem Punkt ein Ende zu finden.“ 

Herr K.: „Mein Gott,  jetzt werden Sie wieder esosophisch, oder wie?“

Herr D.: „Nennen Sie es wie Sie wollen.“

Herr K.: „Na ja, ich sehe das doch. Das erste Gedicht hier hieß ‚Vom Anfang’. Das letzte heißt ‚Vom Ende’ und vom Anfang bis zum Ende beschreiten wir einen zwölfmonatigen Jahreszyklus. Und das haben Sie von langer Hand geplant. Uns hier zwölf Monate zu benutzen, ja. Und dann einfach tschüß.“

Herr D.:
„Herr K., Sie werden ja richtig sentimental.“

Herr P.: „Nicht nur Herr K. … schnüff

Herr D.: „Aber bitte, meine Herren … "

Herr K:
„Jetzt flennt der auch noch … schnüff

Herr D.: „Bitte, meine Herren, es ist doch überhaupt kein Grund traurig zu sein. Ich werde Sie, wenn es etwas Neues, gibt sicher noch mal einladen.“

Herr K.: „Aha, planen Sie schon etwas Neues?“

Herr P: „Und wann laden Sie uns dann ein?“

Herr K.: „Und warum haben Sie erst kürzlich noch einen Zähler hier implementiert, wenn ohnehin Schluss sein soll.“

Herr D.: „ Also, der Zähler  befriedet meine egomane Neugier. Weil ich finde das schon spannend, wie viele Besucher sich hier umtun.“

Herr K.: „Sind Sie dann nicht sehr geknickt, bei einem aktuellen Stand von 317?“

Herr D.: „Ich finde das mit diesen Zahlen ist doch ohnehin alles Augenwischerei. Schau ich mir die Besucherstatistik bei meinem Provider an, dann waren es 3000 Besucher. Aber 90 Prozent davon waren nur Suchmaschinen-Robots und eine Zählerstatistik zählt die nicht mit. Und 300 Personen, das ist doch nicht wenig. Wir leben in einer Inflationären Zeit (‚Sisyphus’). Und von daher freue mich über alle 317 Besucher. Das ist doch keine geringe Zahl. Eben ‚Weniger’“.

Herr P: „Richtig. Ein auserlesenes Publikum. Ich finde das auch gut. Wie ins Thealozzi. Es findet eben nicht jeder dahin. Und wer ankommt, der kommt dann auch immer wieder.“

Herr K.: „Sie finden auch immer einen Bezug zu Ihren Texten. Apropo Thealozzi. Lesen Sie da jetzt eigentlich etwas auf der Silvesterveranstaltung?“

 Herr D.: “Das weiß ich nicht. Das Programm steht da noch nicht. Aber wenn Sie zu Silvester ins Thealozzi möchten, dann  sind Sie herzlich eingeladen“

Herr P: „Ja wirklich?“

Herr K.: „Ach Herr P., merken Sie nicht, dass Herr D. das hier nur aus Promogründen noch mal fallen lässt? Ich mein Sie sind doch sein Promoter, oder nicht?“

Herr P: „Ja das bin ich. Und ja, das habe ich verstanden und im Gegensatz zu Ihnen bin ich mir nicht aus irgendwelchen journalistischen Etüden heraus zu schade, da mitzuspielen und Herrn D. zu unterstützen. Ich bin nämlich Promoterprofi. Und ja Herr D. ich komme sehr gern und freue mich, weil das ganz bestimmt eine super Veranstaltung werden wird.“

Herr D.: „Schön, dann bringen Sie doch bitte auch etwas fürs Büffet mit. Und ein Wichtelgeschenk.“

Herr K: „Ich dachte das machen Sie schon? Aber sagen Sie, haben Sie schon Pläne fürs kommende Jahr?“

Herr D.: „In Bezug auf die Internetseite hier, wird es wohl als nächstes noch eine Übersicht über alle Texte geben, die hierüber im vergangenen Jahr zugänglich gemacht wurden. Dann muss man danach nicht im Interviewtext suchen“

Herr P.: „Und wann sind wir wieder dran?“

Herr D.: „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Aber wenn ich etwas darüber weiß, werde ich Sie es bestimmt wissen lassen.“

Herr K.: „Und hiervon mal abgesehen?“

Herr D.: „Das Erste, was im neuen Jahr ansteht  ist das nächste Fooling- Wochenende vom 13.-16. Januar im Thealozzi. Da sind Sie ja bestimmt wieder dabei. Und am ersten Februarsonntag hat unser neuer Mordart à la Carte – Spielort in Bochum Premiere.“

Herr K.: „Ach was. Dann haben Sie in Bochum ja wieder zwei Spielorte. Und wo ist der neue?“

Herr D.: „Das ist das Colonialº auf der Hattingerstr. 103 …“

Herr P.: „ … und Premiere ist da  am ersten Sonntag im Februar, also am 06.02.2011.“

Herr K: „Na super. Dann  danke Ihnen am besten gleich beiden für dieses Interview und verabschiede mich mit besten Wünschen fürs neue Jahr 2011“

Herr D.+ P.: „Aber bitte … wir haben Ihnen zu danken … “

b
ad
andré dinter
autortorte

Interview 1 - vom Anfang

Interview 2 - persönlich

Interview 3 - Alltagsvorgaben

Interview 4 - Mitten im Leben

Interview 5 - Wat nu?

Interview 6 - Die Jahre dazwisch.

Interview 7 - Der Heimchenflüst.

Interview 8 - 100er + Tatort Fus…

Interview 9 - Sept. im Oktober

Interview 10 - Der wahre Oktober

Interview 11 - Matching Pages

Interview 12 - Vom Ende

Kostproben

Lese- oder Hörprobe gefällig? Dann hier unten mal stöbern:

Stand 30.12.2009



1 a. Vom Anfang (als mp3)
1 b. Vom Anfang (als pdf)

Stand 19.01.2010

 
 

2 a. Die Bommelmütze (als mp3)
2 b. Die Bommelmütze (als pdf)

bommel

Stand 01.03.2010



3 a. Die Tür (als mp3)
3 b. Die Tür (als pdf)

Wissenschaft

hier geht es ans Eingemachte

Stand 05.07.2010


 
acheta d.

2 a. Die Acheta domesticus (als mp3)
Gesang zweier Männchen in unterschiedlichem Dominazstatus für einen Wahlversuch durch Weibchen.

Diplomarbeit

(alle als pdf)

2 b. Einleitung

2 c. Material und Methoden,

2 d. Ergebnisse,

2 e. noch mehr Ergebnisse

2 f. noch viel mehr Ergebnisse

2 g. Diskussion

2 h. Zusammenfassung

Poetische Einsichten

die tieferen Einsichten des André Dinters ins Leben und überhaupt:

HUNDERTER

2004 entstanden und gerade frisch überarbeitet und neu eingesprochen:

Stand 01.03.2010

4 a. Der Wettlauf (als mp3)
4 b. Der Wettlauf (als pdf)

andré_dinter

Stand 01.04.2010



6 a. Stuehle (als mp3)
6 b. Stuehle (als pdf)

Stand 15.08.2010



105 a. Der Tunnel (als mp3)
105 b. Der Tunnel (als pdf)

handuhr

Stand 02.10.2010



104 a. Die Entdeckung(als mp3)
104 b. Die Entdeckung (als pdf)

Stand 07.05.2010



7 a. Gewitter (als mp3)
7 b. Dschungelgewitter (als pdf)

Stand 22.10.2010



103 a. Der Blasebalg (als mp3)
103 b. Der Blasebalg (als pdf)

Stand 07.05.2010



8 a. Basteln (als mp3)
8 b. Basteln (als pdf)

Stand 22.10.2010



102 a. Der Trockner (als mp3)
102 b. Der Trockner (als pdf)

Stand 02.06.2010



9 a. Unheimliche Begegnung (als mp3)
9 b. Unheimliche Begegnung (als pdf)

Stand 22.10.2010



101 a. Die Fliege (als mp3)
101 b. Die Fliege (als pdf)

andre

Stand 01.04.2010



5 a. Die Unberührte (als mp3)
5 b. Die Unberührte (als pdf)

 

Stand 02.10.2010



10 a. Aua (als mp3)
10 b. Aua (als pdf)

Stand 11.09.2010 (geplant)



9/11 a. Ebstein-Slam (als mp3)
9/11. Ebstein-Slam (als pdf)

Poetische Einsichten

die tieferen Einsichten des André Dinters ins Leben und überhaupt:

tatort Jazz

André dinter bei Tatort Jazz

Stand 29.11.2010



201 a. Ertappt (als mp3)
201 b. Ertappt (als pdf)

Stand 29.11.2010



202 a. de bello fortunae (als mp3)
202 b. de bello fortunae (als pdf)

Stand 28.12.2010



204 a. Missverständnis (als mp3)
204 b. Missverständnis (als pdf)

Stand 28.12.2010



203 a. Der Eintopf (als mp3)
203 b. Der Eintopf (als pdf)

Stand 28.12.2010



205 a. Trauerfee (als mp3)
205 b. Trauerfee (als pdf)

Stand 28.12.2010



206 a. Letztlich immer (als mp3)
206 b. Letztlich immer (als pdf)

Stand 28.12.2010



207 a. Vom Ende (als mp3)
207 b. Vom Ende (als pdf)

Foto von André dinter bei Tatort Jazz